Über das Prinzip Working Out Loud wird oft gesagt, es sei eine Graswurzelbewegung. Was aber bedeutet das? In diesem Artikel erfahren Sie, wie beeindruckend die Saat von Working Out Loud in „meinem“ Unternehmen, der BMW AG, aufgegangen ist. Daraus abgeleitet schlage ich eine Systematik zur Einführung von WOL im Unternehmen zur Diskussion vor. Ich freue mich auf unseren Austausch!

Wir waren drei Kollegen, Andreas Schorn, Jasper-John Schäfer und ich, als wir Ende 2015 begannen, die Idee von Working Out Loud in unserem Unternehmen zu säen. Damals haben wir oft gehört: „Was sollen ein paar WOL-Circles mit fünf Hanseln schon bewirken?“ Natürlich hatten die Zweifler berechtigte Argumente. Was alles schief gehen konnte! Welche Hindernisse es gab! Kurzum: Warum es sich eigentlich gar nicht lohnte, überhaupt anzufangen.

Jeder, der im Unternehmen neue Ideen säen möchte, muss sich auf Widerstand einstellen – diese Erfahrung haben auch wir gemacht. Unsere Strategie war, uns nicht entmutigen zu lassen, uns gegenseitig zu unterstützen und hartnäckig dranzubleiben. Nicht jedes Umfeld unterstützt die Ideen von Working Out Loud. Das kann auch bedeuten, dass man sich im Unternehmen oder außerhalb neu orientieren muss.

Uns ging es damals nicht darum, die Organisation umzukrempeln. Wir wollten ganz einfach zeitgemäß und mit Freude arbeiten. Wir wussten auch: Wenn es uns, also Einzelnen, etwas bringt, ist es auch fürs Unternehmen gut.

Von der Idee zur Bewegung…

Heute gibt es bei BMW über 100 Working-Out-Loud-Circles. Die Interessentenliste für Mitarbeiter, die einen WOL-Circle besuchen wollen, wächst ständig. Uns erreichen auch immer mehr Anfragen aus den Trainingsbereichen dazu, wie WOL für Schulungszwecke angewendet werden kann. Bei mehreren Projekten wird WOL themenbezogen eingesetzt: bei der Frauenförderung, bei Innovationsprojekten und bei der Entwicklung Künstlicher Intelligenz in unterschiedlichen Bereichen. 

…von der Bewegung zur Veränderung

Jeweils im November und Februar kamen 500 BMW-Mitarbeiter zu Vortrag und gemeinsamer Diskussion zusammen. Unser Thema lautete: „Innovatives Arbeiten und Working Out Loud“. Beide Veranstaltungen waren innerhalb von 15 Minuten ausgebucht. 2700 Mitarbeiter standen auf der Warteliste. Der Betriebsrat hatte die Schirmherrschaft übernommen, Vorstand und Management waren präsent und zeigten ihre Unterstützung.

Mittlerweile sind wir vom Kernteam mit WOL-Experten aus sechs anderen Unternehmen zum Erfahrungsaustausch vernetzt. Unser Hashtag auf Twitter lautet #WOLCoP. Er steht für Working Out Loud – Community of Practice. Also für eine lebendige, inspirierende, unternehmensübergreifende Bewegung von Menschen, die WOL im Unternehmensalltag leben und weiterentwickeln.

Ein Meilenstein für Working Out Loud in Deutschland

Am 23. November 2017 schließlich konnten wir gemeinsam eine ganz besondere Auszeichnung entgegennehmen, nämlich den renommierten HR Excellence Award. Was für eine Freude!

Nach unseren Erfahrungen bei BMW und den anderen Unternehmen aus der #WOLCoP-Gruppe ist es möglich, auch in bestehenden Strukturen Neues anzustoßen. Dazu sind Überzeugung, Durchhaltevermögen, Kompetenz und ein gutes Netzwerk erforderlich. Dann kann es gelingen.

Viele Kollegen berichten von neuen, besonderen Beziehungen und von einer speziellen Freude, die sie bei der Arbeit wieder spüren.

Hier möchte ich Ihnen ein siebenstufiges System zur Einführung von WOL vorstellen. Lassen Sie uns das auf Twitter (@ilonalibal) diskutieren.

Schritt 1:
Bilden oder besuchen Sie selbst einen WOL-Circle. Nehmen Sie sich als WOL-Ziel das Projekt „Einführung von WOL in unserem Unternehmen“ vor. Durch diese Praxis machen Sie sich mit dem Prinzip vertraut und sammeln wertvolle Erfahrungen.

Schritt 2:
Strecken Sie die Fühler aus und finden Sie Kollegen, die ebenfalls WOL in Ihrem Unternehmen stärken wollen. Treffen Sie sich regelmäßig, um sich gegenseitig zu unterstützen und Ideen auszutauschen.

Schritt 3:

Machen Sie sich mit den Möglichkeiten Ihres firmeninternen Social Networks vertraut. Gründen Sie dort eine WOL-Gruppe. Teilen Sie interessante Artikel und Links. Stärken Sie das Bewusstsein für den Zusammenhang zwischen WOL und digitaler Transformation.

Schritt 4:

Visualisieren Sie, wie sich WOL in die vorhandene Organisation Ihres Unternehmens einbinden ließe. Leiten Sie daraus mögliche Verantwortlichkeiten und Strukturen ab.

Schritt 5:

Legen Sie in Ihrem Enterprise Social Network eine Liste an, in der sich WOL-Interessentinnen und Interessenten eintragen können. Bieten Sie offline eine Kick-off-Veranstaltung an, Dauer etwa anderthalb Stunden. Dort können Sie die WOL-Philosophie vorstellen und WOL-Circles gründen. Holen Sie sich dafür ruhig auch Management und Betriebsrat ins Boot.

Schritt 6:

Engagieren Sie sich als Mentor für Kolleginnen und Kollegen, die mit WOL-Circles starten. So können Sie Ihre Erfahrungen weitergeben und Ihre eigene Kompetenz kontinuierlich verbessern.

Schritt 7:

Vernetzen Sie sich über Ihre eigene Firma hinaus. Schließen Sie sich #WOLCoP an: Folgen Sie den Praktikern im Social Web und besuchen Sie unternehmensübergreifende Camps, um sich inspirieren zu lassen.

Fazit:
Wir wollten mit unserem Engagement Arbeitsbedingungen verändern und waren aus tiefsten Herzen davon überzeugt, dass Working Out Loud uns dabei helfen konnte. Dieses Ziel verfolgen wir intrinsisch motiviert, also aus eigenem Antrieb heraus. Das gemeinsame Ziel spornt uns an, erfüllt uns mit Stolz und macht uns glücklich.

Im Ergebnis haben wir es geschafft, dass sich viele Menschen vernetzen und das Prinzip WOL leben! Damit wird Wissen schneller ausgetauscht und komplexere Sachverhalte bewältigt.

Ilona Libal ist Diplom-Informatikerin und IT-Projektleiterin bei einem Automobilkonzern. Wie Arbeit aussehen kann, die begeistert, Freude macht, vernetzt – dazu erzählt sie in diesem Blog Geschichten von tollen Menschen und Veränderungen. Sie möchte Wissenswertes verfügbar machen und Schwung in den Arbeitsalltag ihrer Leser bringen.