Als wir 2016 die ersten, erfolgreichen Veranstaltungen in Sachen WOL bei BMW Group ins Leben riefen, war die Welt noch in Ordnung – und zugleich schon in Bewegung. Wie meine Kollegen wünschte auch ich mir eine stärkere wertschätzende Zusammenarbeit in unserer Arbeitsumgebung. Als erfahrener IT Projektleiter war ich gleichzeitig mit der Anforderung konfrontiert, klassische Wasserfall-Projekte mehr und mehr in agiles Arbeiten „umzurüsten“. Working Out Loud war genau das Tool, das uns dabei entscheidend unterstützen konnte.

Wie uns ein WOL-Circle gerade in der aktuellen Corona Krise beim agilen und virtuellen Arbeiten unterstützen kann, davon soll dieser Artikel handeln.

Jetzt ist manches anders, aber auch vieles gleich.

Seit kurzem bin ich im Home-Office. Da ich mit verteilten Teams in verschiedenen Ländern und Standorten zu tun habe, kann ich meine Arbeit als IT-Projektleiter und Product Owner von zu Hause aus erledigen. Die Infrastruktur steht, dank des tollen Teams bei BMW, die blitzschnell 32.000 zusätzliche Heimarbeitsplätze abgesichert haben. Doch ich muss mich erst daran gewöhnen, dass ich die Menschen nicht mehr „face to face“ sehe, sondern virtuell. Der persönliche Austausch mit Gesten, Mimik oder kollegial-freundschaftlicher Umarmung fehlt ebenso wie die Infos über den Flurfunk und häufige Mittagessen zu zweit – getreu dem Motto „Never lunch alone“ bin ich immer für Monate im Voraus ausgebucht.

Stattdessen übe ich mich wie alle anderen darin, virtuelle Begegnungen zu meistern. Und siehe da: Es funktioniert! Was früher ausschließlich „in person“ sinnvoll schien, lässt sich auch am Rechner gut erledigen. Auch ein WOL-Circle übrigens. Denn gerade jetzt brauchen wir das, was ein WOL-Circle schafft, ganz besonders.

So ist zum Beispiel Großzügigkeit ein Kernelement von Working Out Loud, das während der Beschäftigung mit WOL kontinuierlich trainiert und in unsere DNA übergeht.

Im Moment fühlt es sich manchmal so an, als ob es ums Überleben ginge. Das tut es auch – für leider viel zu viele Menschen ganz wörtlich, für andere geht es ums emotionale Überleben. Da wissen wir aus vielen Untersuchungen und aus dem eigenen Erleben: Wenn ich anderen helfe, wenn ich nicht im Mangel, sondern in der Großzügigkeit bin, geht es mir sofort viel besser. Deshalb sind wir alle aufgerufen, Position zu beziehen, ein Vorbild zu sein. Lasst uns nachhören, was andere brauchen, lasst uns anderen helfen, wenn wir in der Situation dazu sind.

Meine Empfehlung ist deshalb: Gründet einen virtuellen WOL-Circle. Ein Circle trägt Euch nicht nur durch die Krise, sondern wir richten unseren Fokus auch auf die Zeit danach. Denn dann wird es mehr denn je darauf ankommen, die agilen Arbeitsprinzipien zu beherrschen und im Alltag einzubringen.

1. WOL bringt Struktur und Sicherheit in unser Leben – und fördert das agile Arbeiten

Das Besondere an WOL sind die 12-wöchigen Circle Guides, die die Vorgehensweise beschreiben. Einsteiger können sich gerne hier in der Kurzvorstellung zum Prinzip informieren: https://ilonalibal.com/was-passiert-in-12-wochen-working-out-loud. Damit bekommen wir die Struktur, die wir jetzt brauchen, frei Haus und übers Internet geliefert.

Eine Stunde pro Woche mit vier anderen Menschen, die genau wie wir Sorgen und Ängste haben, die aber auch was tun wollen für sich, ihr Umfeld, ihr Unternehmen. Das verbindet, macht stark, hilft. Die Teilnehmer treffen sich im virtuellen Raum, in dem sich alle sicher fühlen. Hier sprechen sie über Dinge, die sie berühren – ganz in Ruhe. Sie müssen den Normalzustand nicht erzwingen, sondern können loslassen.

Gleichzeitig üben wir genau die Routinen ein, die wir fürs agile Arbeiten dringend brauchen, nämlich regelmäßige Zyklen mit einer Kontinuität von Arbeiten, Überprüfen, Korrigieren. Meetings, Artefakte und Rollen sind klar vorgegeben. Bei WOL lernen wir auf Basis einer Struktur erfolgreich zu sein und unser Ziel zu erreichen.

2. Fokus, um zum Ziel zu kommen – ein zentrales agiles Prinzip

Wählen Sie für Ihr WOL-Projekt ein Ziel, an dem Sie während der Corona-Zeit gut arbeiten können. Wichtig nur: Es sollte Bedeutung für Sie haben und innerhalb von zwölf Wochen gut erreichbar sein. Vielleicht wollen Sie Kenntnisse endlich mal vertiefen und sich mit etwas beschäftigen, für das Sie bisher nie die Zeit hatten, das ihnen aber gerade jetzt guttun würde. Vielleicht suchen Sie auch genau jetzt nach dem Sinn Ihres (Berufs-)Lebens, nach Ihren Stärken und Ihrer Berufung. Jetzt ist die Zeit, wo wir auch aufgerufen sind, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Weil wir lernen, uns zu einem gegebenen Zeitpunkt auf wenige Dinge zu fokussieren, arbeiten wir mit anderen Teammitgliedern in einem agilen Umfeld besser zusammen. Wir liefern exzellente Ergebnisse eher, wenn wir nicht noch viele kleine Aufgaben nebenbei erledigen. Das schafft Vertrauen und einen soliden Beitrag zum Erfolg unseres Teams.

3. Beziehungen pflegen und neue Beziehungen aufbauen – Respekt ist ein wesentlicher agiler Wert.

Ihr Netzwerk ist das Wichtigste, um einer Isolation vorzubeugen. Gut, dass WOL Sie schon in der ersten Woche dazu einlädt, eine Beziehungsliste von Menschen zu erstellen, die mit ihrem WOL-Ziel in Verbindung stehen, also zum Beispiel Personen, deren Interessen oder Positionen ebenfalls in die von Ihnen angestrebte Richtung gehen. Denken Sie groß! Sie werden staunen, wie WOL Ihnen dabei hilft, Beziehungen ganz neu zu denken. Freilich, die goldene Networking-Regel gilt auch hier: Wem kann ich etwas Gutes tun, was kann ich also ins Netzwerk hineingeben, bevor ich etwas für mich herausziehen möchte.

Beim agilen Arbeiten treffen wir als Team alle im Hinblick auf die Zielerreichung notwendigen Entscheidungen selbst. Verantwortlichkeiten werden neu verteilt. Wohl dem, der jetzt die Fähigkeit hat, über den eigenen Tellerrand hinaus zu denken und daran gewöhnt ist, sich unkompliziert abzustimmen und das Gemeinsame im Auge zu haben, statt auf hergebrachten Prinzipien zu beharren – diese wird es an vielen Stellen in Zukunft einfach nicht mehr geben. Stattdessen gilt es, sich mit Partnern über das eigene Arbeitsfeld hinaus zu vernetzen und damit Synergien zu heben.

4. Offen sein – so funktioniert agiles Arbeiten

Eines der Kernprinzipien von Working Out Loud ist Offenheit, also die vertrauensvolle Haltung, zum Beispiel scheinbar Unmögliches erst in Gedanken, dann in Wirklichkeit zu wagen. Vielleicht ergibt sich genau aus dieser Krise die Gelegenheit, auf die „ich“ schon so lange warte. So finden sich gerade in der virtuellen Welt viele neue Möglichkeiten, bei denen mich Menschen, die dort schon länger zu Hause sind, unterstützen können. Gleichzeitig verlangt diese Zeit von uns die Offenheit anderen Lebens- und Arbeitsbedingungen gegenüber. Entdecken kann ich sie im Rahmen eines WOL-Circles.Agiles Arbeiten verlangt von uns per se, uns auf neue Praktiken, Techniken und Denkweisen einzulassen. Auszuprobieren, vielleicht zu ganz neuen Erkenntnissen zu gelangen, ist Prinzip. Wir geben Feedback und sprechen wertschätzend über eventuelle Fehler. Nur so können wir uns kontinuierlich verbessern.

FAZIT

Genau jetzt ist der beste Zeitpunkt, seinen ersten – oder nächsten – WOL-Circle zu gründen. Nicht nur, um die aktuelle Situation gut zu bewältigen, sondern auch, um sich langfristig mit einem Herzensthema gut aufzustellen. Die dabei trainierten Prinzipien Großzügigkeit, Beziehungspflege, Growth Mindset, zielgerichtetes Vorgehen und Sichtbarkeit werden uns dabei helfen, künftige Anforderungen aus dem agilen Arbeiten noch besser zu bewältigen.

Ilona Libal ist Diplom-Informatikerin und IT-Projektleiterin bei einem Automobilkonzern. Wie Arbeit aussehen kann, die begeistert, Freude macht, vernetzt – dazu erzählt sie in diesem Blog Geschichten von tollen Menschen und Veränderungen. Sie möchte Wissenswertes verfügbar machen und Schwung in den Arbeitsalltag ihrer Leser bringen.