Frauen werden in Führungsetagen gebraucht! Studien zeigen: Weibliche Führung tut dem Unternehmen gut. Frauen tragen zu einer kommunikativeren Kultur, besserer Sichtbarkeit des Unternehmens, und stärkerer Profitabilität bei. Mittlerweile stellen Frauen 44 % aller Angestellten, aber nur 26 % der obersten Führungskräfte. In diesem Artikel beschreibe ich, wie Working Out Loud uns hilft, ein Klima zu schaffen, in dem sich Frauen und Männer gleichermaßen entfalten und ihre individuellen Stärken entwickeln können – zum Wohl des Unternehmens.
Wir müssen viel konsequenter darüber sprechen, warum Frauen in den Führungsetagen wichtig sind. Gleichberechtigung oder Geschlechterverteilung alleine sind kein Grund dafür, eher ein wünschenswertes Ergebnis. Ich glaube, dass mit uns Frauen mehr innovative Lösungen entstehen können. Das sollten wir deutlich machen und damit denjenigen den Wind aus den Segeln nehmen, die behaupten, dass alles nur wegen der politischen Forderung nach einer Frauenquote passiert. Ich bin überzeugt, dass wir Frauen für die neue Arbeitswelt brauchen, wo es um zuhören und stärker aufeinander zugehen geht.
Während des arabischen Frühlings war ich im Nahen Osten. In diesem damals angespannten Umfeld habe ich gelernt, wie wichtig es ist, aufeinander zuzugehen. Zurück in Deutschland vermisste ich diese förderliche Kultur. Ich fand stattdessen ein ausgeprägtes Silodenken vor, das einer agilen Arbeitsweise ganz im Wege steht. Working Out Loud ist für mich eine Methode, die dieses Silodenken aufbrechen kann. Damit entstehen wesentliche Voraussetzungen für eine agile Arbeitswelt.
WOL und Frauenförderung gehen Hand in Hand
Neulich erhielt ich die Anfrage einer jungen Frau aus einem weltweit tätigen Unternehmen. Sie hat sich gefragt, wie sich Working Out Loud in ihrer Organisation einsetzen ließe. Einerseits geht es ihr um die Stärkung des Zusammenhalts über Ländergrenzen hinweg. Andererseits auch um die Förderung von Frauen in Führungspositionen.
Zunächst riet ich ihr, Working Out Loud nicht mit dem Ziel der Stärkung von Frauen in Führungspositionen einzuführen. Vielmehr soll Working Out Loud als Methode zu Veränderungen verstanden werden, auch wenn das nicht allen Entscheidern im Unternehmen gefällt. Wenn dazu noch das vielerorts „rote Tuch“ Gendergerechtigkeit kommt, könnte das die Position von Frauen eher schwächen als stärken.
Working Out Loud und Gendergerechtigkeit bei BMW
In unserer Organisation gingen wir den umgekehrten Weg. Zunächst führten wir Working Out Loud ein, ganz ohne die Absicht, speziell Frauen zu fördern. Uns hat einfach die Philosophie begeistert. Wir wollten neu arbeiten, anders arbeiten: sinnvoll, wertschätzend und mit Freude.
Vor einigen Monaten kam dann eine Kollegin aus der Führungsetage auf mich zu und stellte genau die gleiche Frage, die die junge Frau an mich herantrug: „Wie kann WOL dazu beitragen, dass Führungsfrauen andere Frauen fördern? Sie dachte dabei an viel beschäftigte, engagierte Frauen im Management, die sich mit dieser Frage nicht auseinandersetzen, obwohl dies zur Führungsaufgabe gehört. Ich war von dieser heute so aktuellen Frage fasziniert. Und so waren wir sofort einig, und überlegten uns gemeinsam mittels WOL Ideen zu entwickeln, die dann auch tatsächlich umgesetzt werden können. Dazu war uns wichtig, dass unser diskutiertes Vorhaben ansprechend, überzeugend und von den betroffenen Führungskräften so wenig Zeit wie nötig abfordert. Wir waren total überzeugt, dass Working-Out-Loud genau diese Anforderungen erfüllt!
In der Folge gründeten wir vier Circle mit je fünf der oben erwähnten engagierten Frauen. Jede Teilnehmerin wählte dabei für sich ein Ziel aus, das ihr am Herzen lag. 12 Wochen lang arbeiteten die Teams zusammen. Es begann mit einem Kick-off-Meeting, gefolgt von einem Workshop mit John Stepper in der vierten Woche und der Vorstellung der ersten Ergebnisse in der achten Woche – getreu den 5 Elementen von WOL: Beziehungen aufbauen, Arbeit sichtbar machen, zielorientiertes Vorgehen, Großzügigkeit und Offenheit.
12 Wochen, 1 Konzern, 19 Ergebnisse
Am Ende der drei Monate wurden 19 Ergebnisse präsentiert, die wir bei BMW jetzt umsetzen werden: von einem Bewerbungspool für Frauen und Männern, die aus der Elternzeit zurück kommen bis hin zu Förderung von Teilzeit auch für Führungskräfte.
Als Fazit kann ich sagen: Working Out Loud unterstützt nicht nur Männer, sondern ganz konkret auch Frauen bei der Entfaltung ihrer persönlichen Stärken.
So lieben die meisten Frauen das Netzwerken sehr, gehen allerdings eher nach persönlichen Vorlieben denn nach strategischen Überlegungen vor. Die Folge: Netzwerken kostet Zeit, bringt aber nichts. Working Out Loud gibt hier durch die Festlegung eines Arbeitsthemas vor, mit welchen Persönlichkeiten und Institutionen eine Vernetzung besonders wichtig ist. WOL sorgt dafür, dass die Frauen an den richtigen Stellen sichtbar sind.
Denn mangelnde Sichtbarkeit ist eine zweite Schwäche vieler Frauen. Falsch verstandene Bescheidenheit und ein mit familiären und beruflichen Pflichten gefüllter Kalender sorgen dafür, dass vermeintlich weniger wichtige Aktivitäten (wie zum Beispiel ein Gedankenaustausch mit höherrangigen Kollegen nach einem Meeting oder die Sichtbarkeit durch Wortmeldungen bei Veranstaltungen) schlichtweg hinten runter fallen. Working Out Loud hilft das zu vermeiden. WOL setzt entsprechende Aktivitäten auf die Agenda und übt damit den sanften Druck aus, den viele Frauen brauchen, bevor sie sich mit ihrer Kompetenz zeigen.
Und weil Frauen oft richtig viele Hüte aufhaben, fehlt es manchmal an der stringenten Vorgehensweise bei der Planung von Zielen, wenn Sie so wollen, fehlt es an der „männlichen Sturheit“. Hier rächt sich eine äußerst positive Eigenschaft vieler Frauen, nämlich eine ausgesprochene Flexibilität – inhaltlich und menschlich. Working Out Loud sagt: Fokussiere Dich 12 Wochen lang auf EIN Ziel. Die wöchentlichen Meetings in den Circles sorgen dafür, dass dieser Fokus nicht aus den Augen gerät – und das Ziel immer im Blick bleibt.
Individuelle Stärken leben
Ich glaube mit Working Out Loud können wir wieder lernen einander zuzuhören, einander zu hinterfragen, wertzuschätzen. Und wir können, das ist mir ganz wichtig, unsere Stärken leben und sind damit wertvoller für das Unternehmen. Working Out Loud fördert besonders auch Frauen wieder als individuelle Persönlichkeit mit individuellen Fähigkeiten, Begabungen und eigenem Denken.
Die Zukunft ist weiblich?
Ein guter Mix macht es. Wir brauchen mehr Empathie in Unternehmen, die mehr in der Natur der Frau liegt, wir brauchen aber auch die unkomplizierte Art des Mannes Dinge anzugehen. Die Zukunft ist hoffentlich menschlich.